Internet Grundsatzdiskussion - warum in Deutschland kein Grundrecht?
Hi, würde gern hier mal eine kleine "politische" Debatte anstoßen.
Warum kann man dem Beispiel der Finnen nicht folgen und Deutschland attraktiv für Firmen und Einwohner machen?
Und nicht nur die Finnen, auch Frankreich, Estland und die Schweiz haben einen Internetzugang zum Grundrecht erklärt, allerdings bezieht sich deren gesetzliche Regelung nicht auf Breitbandzugänge, wobei Finnland Pionierarbeit leistet.
Bis 2015 100mbit in Finnland als Grundversorgung.
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Da hier im Forum recht viele aktive Nutzer mit unterschiedlichen Voraussetzungen präsent sind, erhoffe ich mir einen besseren Einblick, für mich und auch für andere Interessierte, in die aktuellen Firmenpolitiken (vllt. auch durch Nutzer mit mehr 'Einblick in die Telekommunikationsfirmen), die Wünsche und Meinungen der Verbraucher, sowie eine allgemeine Übersicht mit den Denkweisen zum Thema Breitbandversorgung.
In den anderen Topics liest man sonst meist eine sehr einseitige Berichterstattung, sich dort einen guten Überblick zu verschaffen ist schwierig.
AW: Internet Grundsatzdiskussion - warum in Deutschland kein Grundrecht?
Hallo,
wäre was für Blog dies und das...
aber in D ist doch flächendeckend Internet verfügbar, alles was man minimal braucht ist ein Telefonanschluss und ein analoges Modem.
Und ein 100 Mbit-Grundrecht kann man schon machen, warum nicht, dann muss der Kunden eben seinen Anschluss voll bezahlen, sprich mal 100.000 €, wenn es schlecht läuft und man ungünstig wohnt.
Ich will damit sagen, das Recht kann es ja geben, solange nicht der Steuerzahler oder wer auch immer für die Kosten aufkommen muss, sondern der, der dann sein Recht in Anspruch nimmt.
AW: Internet Grundsatzdiskussion - warum in Deutschland kein Grundrecht?
Hallo Cotigo
Schau dir mal die Flächenstruktur von Finnland an.
Dort gibt es sehr große Städte mit einer hohen Bevölkerungsdichte (95 % der Bevölkerung wohnen in Großstädten). Dadurch ist der Ausbau dort im Verhältnis zu den erreichten Haushalten relativ günstig.
In Deutschland sieht das aber ganz anders aus.
Deshalb ist der Ausbau in Deutschland nur mit einem hohen Aufwand möglich ( 50 bis 80 Milliarden)
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@45grisu
Danke für den Hinweis.
Ist aber die grundlegende Infrastruktur in D (Straßennetz, Strom, Telefon) nicht auch besser aufgebaut? Oder sind wir da technologisch 5 Jahre hinten dran (veraltete Systeme)? Was dann einen Ausbau + Modernisierung so teuer machen würde?
@Cservice
In einem Blog würde leider vermutlich das Feedback fehlen.
Wäre es nicht möglich im Zuge normaler Straßensanierungsarbeiten Gelder mit in die Modernisierung des Datennetzes einfließen zu lassen?
Ich weiß es klingt etwas kurios. Leider fehlt mir auch das nötigen Fachwissen. Aber können sich nicht kleine Gemeinden als eine Art Internetprovider Reseller bewerben und dann für eine vernünftige Breitbandversorgung in der Gemeinde sorgen.
Ich vermute auch, dass die Bürger höhere Internetgebühren für einen guten Ausbau in Kauf nehmen würden, da das Geld ja dann auch in die Gemeindekassen fließt, was ihnen wiederum selbst zu Gute käme.
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Die Frage, Cotigo, ist schlicht und ergreifend: Wer soll das bezahlen?
Die Infrastruktur gibt es ja leider nicht umsonst, und somit müsste sich ein Ausbau auch finanziell für ein Unternehmen rechnen. Willkommen im Kapitalismus.
Im übrigen halte ich ein Grundrecht für Breitband-Internet für herzhaft übertrieben. Ein Grundrecht macht Sinn für lebensnotwendige Dinge. Breitband-Internet halte ich jedoch nach wie vor für ein Luxusgut. Und nicht falsch verstehen, ich spreche jetzt nicht von Firmen, Selbstständige oder andere Menschen, die beruflich darauf angewiesen sind, sondern von den 08/15-Privatleuten die das Internet nur zum privaten Vergnügen nutzen.
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Zitat von Cotigo
Ist aber die grundlegende Infrastruktur in D (Straßennetz, Strom, Telefon) nicht auch besser aufgebaut? Oder sind wir da technologisch 5 Jahre hinten dran (veraltete Systeme)?
Speziell beim Stromnetz sieht es fast so aus als würden wir 30 Jahre hinterherhinken. Die Stromanbieter machen gerade das nötigste an Instandsetzung. Warum auch nicht? Es läuft ja. Ähnlich macht es die Bahn ja auch seit Jahren. Nur das die in letzter Zeit damit endlich mal auf die Nase gefallen sind. Der kleine Stromcrash in Norddeutschland (war das vor 2 Jahren?) könnte ein kleiner Vorbote gewesen sein, was uns mittelfristig oder langfristig bevor stehen könnte.
Hier wurden (bis auf Frankreich) Länder genannt, die sich so ein Grundrecht ganz gut leisten können, finde ich. Ob wir es uns leisten können, weiss ich nicht. Ich sehe Breitband auch als Luxus. Es verhält sich mittlerweile ähnlich wie mit dem Auto. Jeder will eins. Aber notwendig? Eine Erleichterung, ja. Auch ich unterscheide Privat oder Unternehmen. Dienstwagen, DSL im Unternehmen etc. absolut notwendig. Aber Privat?
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@Kurt_Wuffner
Kann mich noch "dunkel" (Wortspiel :P )dran entsinnen an den Vorfall in Norddeutschland.
Zum Thema Luxusgut:
Was war denn bei der Einführung des Telefons?
Dies könnte man auch als ein Luxusgut bezeichnen, shcließlich haben wir ja noch die gute alte Post als Kommunikationsmittel. Aber letztendlich hat es sich als sehr effektiv erwiesen und sich durchgesetzte.
Wie oft finden wir heute bei gekauften Produkten auf einem winzigen Zettel den Hinweis, dass man weitere Informationen, die Anleitung oder Service unter https:// findet?!
An so vielen Stellen wird Heute ein Internetanschluss vorausgesetzt.
Nicht nur Firmen oder Selbstständige, auch Schüler + Studenten sind zu 99% drauf angewiesen.
Und mal ehrlich, können wir uns das leisten?! Es gibt sehr viele Missstände in Deutschland, die Priorität liegt hier natürlich nicht maßgebend beim Internetausbau, aber wenn der deutsche Staat wirtschaftlich objektiv handeln würde, dann würden sehr viele Menschen dumm aus der Wäsche gucken. Wir sind immerhin auch ein Sozialstaat.
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Gegenfrage:
Wie viel möchtest du denn so bezahlen, damit jeder Breitband-Internet bekommt? Oder glauben sie die Kosten, die der Ausbau verursacht wen ein solch absurdes "Grundrecht" ausgerufen wird würden die Firmen nicht zu 150% auf den Kunden umlegen? Nur damit Tante Erna in Kleinkleckersdorf ihrer Cousine Hilde via Facebook zum Geburtstag gratulieren kann? Denn die Studenten, die du anführst, leben von Haus aus in Ballungsräumen und sie können, oh Wunder, auch die Internetanbindung ihrer Uni mitbenutzen.
Überhaupt, was du immer mit dem Staat und wirtschaftlichem Handeln hast. Der Staat macht tolle Gesetze, ausführen und die Kosten tragen jedoch andere. Ich bin schon staatlich geprüfte Melkkuh genug, da muss ich nicht noch zusätzlich zahlen, nur weil manche denken ohne 16k-Internet geht die Welt unter
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Ich bin mir gerade unschlüssig ob du oder Sie.
Ich bleib einfach mal beim Du, da es hier nicht um Förmlichkeiten gehen soll und wir uns alle Gegenseitig den nötigen Respekt auch ohne Sie aufbringen.
Ich vermute, dir ist (d)ein Internetanschluss eher weniger wichtig? So klingt zumindest deine Aussage. Sicherlich zahlen wir alle unsere Steuern, auch für Dinge von denen wir direkt keinen Nutzen haben. Wie zuvor schon geschrieben, es gibt viele Missstände in Deutschland, das Internet hat dabei auch für mich nicht oberste Priorität, aber dies war nun gerade das Thema, welches ich hier in diesem Topic angestoßen habe.
Habe leider keine Statistik zu den Wohneigenschaften der studenten gefunden. Allerdings habe ich im Freundeskreis Studenten die in Vorstädten leben, die sich mit DSL Light begnügen dürfen. Da mal ne PP Präsi mit dem Studienkollegen per Mail auszutauschen, ein Stunden füllendes Projekt.
Selbst redend ist für Recherchen an der Uni ein solides Netz verfügbar, welches in Studentenwohnheimen auch eine ordentliche Anbindung erlaubt.
Doch sind es hier nicht auch die Universitäten die um ihre Studenten werben. Egal ob das nun elitäre Professoren sind, eine hervorragende hauseigene Bibliothek, oder eben die Breitbandanbindung ist?
Keine Uni kann es sich erlauben mit ISDN ans Netz zu gehen! Genauso wenig kann sich eine Uni erlauben ungeheizte Hörsäle vorzuweisen.
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Da hast du recht! Es ist nett, dass ich es habe, doch ich bin Jahrzehnte auch ohne ganz gut zurecht gekommen. Wenn ich da etwas zu besprechen hatte, dann habe ich das Telefon genommen oder bin direkt hingefahren. Da brauchte ich keine email oder chat.
Im übrigen, auch DSL light ist Internet, aber das nur nebenbei.
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Und wenn's nur DSLlight gibt - wenn man 10 MB mit 384 KBit verschicken will, dann dauert das keine 4 Minuten.
Eine (ordentlich gemachte) PPP (mit komprimierten Bildern usw.) bspw. hat bei mir nie mehr als 4 oder 5, manchmal 6 MB...
Studenten haben nicht den riesen Traffic, müssen nicht GB-weise Daten durch die Gegend senden. Es kommt da viel mehr auf den Internetzugriff an sich an, für Recherchen und Kommunikation (man kann eben nicht immer mit allen telefonieren, schon gar nicht mit mehreren Leuten gleichzeitig und zu jeder Zeit - eMail und Chat ist da eine erhebliche Erleichterung und Zeiteinsparung!).
Allerdings sehe ich auch nicht die Notwendigkeit, in diesen zeiten Milliarden an Euronen in ein DSL-Netz für jedes Fitzeldorf zu investieren.
Dort, wo es sich wirtschaftlich lohnt, baut die Telekom einen Verteiler hin, dann bekommen alle im Umkreis DSL (wenn auch nur Light).
Wenn es sich wirtschaftlich nicht lohnt, hat dies seine Gründe und wird eben nicht gemacht.
Ich bin auch nicht der Kapitalismusfreund, aber alles hat seine Grenzen. Es kann nicht für jeden Menschen ein DSL-Kabel verlegt werden, egal wo er wohnt und schon gar nicht mit einer utopischen Mindestbandbreite. Die hat m.E.n. auch lange nicht jeder in Finnland, da macht die Physik nicht mit. Ich glaube nicht, dass dort an jeder Straßenecke ein Verteiler steht...
Es braucht auch nicht jeder ein Auto. Oder einen HighEnd-Laptop. Oder 2 Zimmer pro Person in der Wohnung. Oder jedes Jahr Urlaub.
Wer es sich leisten kann, kann machen was er will. So einfach wie scheiße ist das nun mal. Die Gemeinschaft muss für ein Mindestmaß an "Lebensqualität" für jedes Mitglied der Gemeinschaft einstehen, ja, aber da müssen einfach enge Grenzen gesteckt werden.
Wenn wir schon anfangen, 100 MBit-Leitungen für jedermann zu fordern, was kommt das morgen? Das Auto für jedermann? Urlaub für jedermann? Das hat schon bei den Nazis nicht funktioniert...
Kurzum: ohne ausreichend Input (in Form von Geld) gibt's auch nicht jeden gewünschten Output (in Form von DSL usw.). Unser System beruht so schon auf Schulden ohne Ende. Derlei Forderungen ändern nicht viel an der Tatsache des Staatsruins, der zwangsläufig kommen wird, außer dass er dann vielleicht noch ein bissl früher kommt...
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Zitat von Bernard.Sheyan
von den 08/15-Privatleuten die das Internet nur zum privaten Vergnügen nutzen.
Ohne Internet geht Heutzutage gar nichts mehr. Meine Tochter ist in der 5. Klasse und muss fast Täglich irgendwas im Internet recherchieren, seien es geschichtliche Dinge oder sonstige Informationen.
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Und wie lange soll man dann auf den Aufbau der Websiten warten?
Mir reichts schon wenn ich mal im GSM Netz schnell was suchen muss. Bis ich mich über Google zur gewünschten Info gehangelt hab, dauert da mal gut und gerne 7 Minuten, in nem schnellen Netz wär es ne 2 Minuten Sache gewesen.
Ganz zu schweigen von den Kosten die solch ein analoger Tarif verursacht.
@ Schrippe. Denke eher ist der Uplink bei DSL Light bei 64 bis 96kbits anzusiedeln.
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Und? Auch in einem Grundrecht, das dir vorschwebt, übernimmt niemand die Kosten dafür. Und egal ob es 0.7Sekunden oder 7 Minuten dauert, was im übrigen herzlich übertrieben ist, man hat Zugang zum Internet und kann trotzdem alle Daten und Notwendigkeiten abrufen.
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Kennt jm. noch diese dicken unhandlich Dinger, welche aus Holz hergestellt werden und in denen meistens ganz viel Wissen zu finden ist ? Gibt es schon seit mehreren tausend Jahren und inzwischen sogar so viele davon, das sie verkauft und verliehen werden.
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Zitat von Titoo
Kennt jm. noch diese dicken unhandlich Dinger, welche aus Holz hergestellt werden und in denen meistens ganz viel Wissen zu finden ist ? Gibt es schon seit mehreren tausend Jahren und inzwischen sogar so viele davon, das sie verkauft und verliehen werden.
Hieroglyphen auf Steintafeln haben sogar über 2000 Jahre hervorragend überstanden.
Die wird es vermutlich auch dann noch geben, wenn die eletronischen Daten durch irgend eine Unglück für alle Zeit verlohren sind.
Zum Thema:
Ich frag mich was der Mensch, der auf's Land gezogen ist, um dort billiger und größer und schöner zu wohnen von der Gesellschaft alles zu erwarten hat bzw. kann.
Dinge wie Nahverkehr sind zwingend nötig, vor allem für ältere Leute.
Ein Tante Emma Laden ist auch "nice to have", auch wenn sich das für den Betreiber nicht lohnt.
Mir würden noch jede Menge Sachen einfallen, die ein Landbewohner als Grundrecht einklagen könnte und die alle der Gesellschaft eine Art Solibeitrag abverlangen.
Das hat seine Grenzen ...